Wer wusste was?
Viele Leute haben Aussagen zu den Vorgängen in Mayerling gemacht. Wenige wussten wirklich was dort vorgefallen sein konnte. Wir stellen hier diese Personen vor und was sie hätten wissen können bzw. gewusst haben. 

In der ersten Spalte finden sie den Namen und die Funktion der Person. In der zweiten Spalte, befindet sich der Wissenstand, den diese Person gehabt haben dürfte. In der dritten Spalte ist aufgeführt, ob diese Person durch irgendwelche Äußerungen in der Öffentlichkeit aufgefallen sind.
Je heller das Feld in der vierten Spalte ist, desto eher dürfte die Person die genaue Wahrheit gekannt haben.


 
Person

Wissen

Aussagen

 
1.
Graf Hoyos von Sprintzenstein
(Jagdfreund)
  • War in der Nacht anwesend
  • War bei der Auffindung der Toten anwesend
  • Er wusste sicherlich über die Vorgänge in Mayerling Bescheid
  • Überbrachte die Todesnachricht nach Wien
  • Wurde zu Stillschweigen verpflichtet und schwieg
  • angeblich beim Stationsvorsteher von Mayerling: "...Rudolf haben sie erschossen"
  • angeblich zu Doblhof als er in der Hofburg ausstieg: "Den Kronprinz Rudolf hams derschlagen"
  • zu den Offiziellen in der Hofburg: "Vergiftung durch Zyankali"
  • in seiner Denkschrift: Offizielle Version Selbstmord durch Erschießen
 
2.
Phillip von Coburg
(Jagdfreund und Schwager)
  • War am vorherigen Tag anwesend und bei Auffindung der Toten (nicht in der Nacht)
  • Hat dadurch über die Vorgänge Bescheid gewusst, bzw. Hoyos wird ihm sie erzählt habe.
  • keinerlei Aussagen zu diesem Thema
  • 1931 sollen seine Memoiren veröffentlicht worden sein. Dies ist wohl jedoch eine Zeitungsente gewesen.
 
3
Johann Loschek
(Kammerdiener)
  • War in der Nacht und auch am Morgen anwesend 
  • Wusste über die Vorgänge in Mayerling Bescheid
  • Wurde zu Stillschweigen verpflichtet
  • Loschek-Denkschrift: Offizielle Version von Selbstmord
 
4.
Josef Bratfisch
(Fiaker)
  • War in Mayerling anwesend, nicht aber bei der Auffindung der Leichen dabei
  • Fuhr Hoyos zum Bahnhof
  • War in der letzten Nacht voraussichtlich mit Mary und Rudolf zusammen
  • Dürfte über die Vorgänge genau Bescheid wissen, bzw. konnte sich einen genauen Reim darauf machen.
  • Keinerlei Aussagen zu Mayerling
 
5.
Julius Schuldes
(Telegrafist in Mayerling)
  • Schuldes machte in Mayerling seinen Dienst, war zwar nicht bei der Auffindung der Leichen dabei, bekam aber das Vorspiel und Nachspiel sehr eng mit und konnte sich so vieles was dort vorgefallen war zusammenreimen (insbesondere ob Mord oder Selbstmord)
  • Soll auch das Schlafzimmer nach dem Abtransport der Leichen gesehen haben
  • Verfaßte ebenfalls Denkschrift bei denen er der von Loschek widerspricht
 
6.
Baron Krauß
(Polizeipräsident)
  • Wusste die Vorgeschichte über Marie Larisch und weitere Zeugen. 
  • Wurde über seine Mitarbeiter und über Graf Taafe informiert.
  • Aktiv Handelnder, welcher die Geschehnisse bestimmte
  • Als Beamter zur Loyalität verpflichtet
  • Wusste mindestens das, was wir heute wissen.
  • Keine Äußerungen 
  • Erstellte dienstlich den Krauß-Akt (Selbstmord)
 
7.
Graf Taafe
(Ministerpräsident)
  • Wurde von Baron Krauß und seinen Mitarbeitern informiert.
  • Aktiv Handelnder, welcher die Geschehnisse bestimmte
  • Erhielt den kompletten Akten vom Kaiser zur Verwahrung.
  • Als Politiker zur Loyalität verpflichtet
  • Keine Äußerungen
 
8.
Georg Graf Stockau
(Verwandter Marys)
  • War wohl über Helene Vetsera in deren eigenes Wissen eingeweiht.
  • Sah Marys Leiche und war Zeuge sowie Beteiligter bei der Beiseiteschaffung
  • Keine Äußerungen
 
9.
Alexander Baltazzi
(Verwandter Marys)
  • siehe Georg Graf Stockau
  • Keine Äußerungen
 
10.
Helene Vetsera
(Mutter Marys)
  • Wusste Teile der Vorgeschichte (als Beteiligte, bzw. das was Marie Larisch ihr erzählt hatte), sowie aus erster Hand die Erlebnisse von Graf Stockau und Alexander Baltazzi
  • Über die Vorgänge in Mayerling selbst war sie wohl im Unklaren
  • Rechtfertigungsschrift
 
11.
Marie Larisch
(Vertraute von Mary Vetsera)
  • Wusste wohl über die Vorgeschichte am besten Bescheid 
  • Aktiv Handelnde bis zu Abreise von Mary und Rudolf aus Wien 
  • Über die weiteren Ereignisse wird sie keinerlei Informationen aus erster Hand mehr haben
  • Mitschuld an den Ereignissen
  • Rechtfertigungsschriften in Form mehrerer Bücher
 
12.
Professor Widerhofer
(Leibarzt)
  • Untersuchte die Leichen von Mary und Rudolf 
  • Untersuchungsprotokoll
 
13.
Eduard Bayer
(Polizist)
  • Bekommt die Geschäftigkeiten am Morgen des 30.1. mit 
  • Hört erste Gerüchte 
  • keine bekannt
 
14.
Graf Bombelles 
(Oberhofmeister)
  • Wurde von Graf Hoyos benachrichtigt, wusste also voraussichtlich die Version, die Hoyos mitbrachte.
  • Bombelles überführt die Leiche von Rudolf.
  • War zu diesem Zwecke auch in Mayerling und dürfte das Sterbezimmer gesehen haben
  • keine bekannt
 
15.
Baron Nopsca
(Oberhofmeister von Kaiserin Elisabeth)
  • Wurde von Hoyos und Bombelles benachrichtigt. 
  • Wusste entweder die Hoyos-Version oder wusste nur dass etwas passiert war
  • keine bekannt
 
16.
Graf Eduard Paar
(Generaladjutant des Kaisers)
  • Wurde von Hoyos, Bombelles und Nopsca benachrichtigt. 
  • Wusste entweder die Hoyos-Version oder wusste nur dass etwas passiert war
  • keine bekannt
 
17.
Kaiserin Elisabeth
  • Bekam eine erste Benachrichtigung seitens Hoyos.
  • Ob sie später mehr wusste ist nicht bekannt
  • keine bekannt
18.
Kaiser Franz Josef
  • Bekam über die Kaiserin die Benachrichtigung der Hoyos-Version
  • Ob er später wirklich alles erfahren hat, wird angenommen, ist aber nicht bekannt
  • angeblich:
  • "Mein Sohn ist gestorben wie ein Schneider"
    "Alles ist schlimmer als die Wahrheit"
19.
Valerie von Habsburg
(Schwester Rudolfs)
  • Dürfte wohl den gleichen Wissenstand gehabt haben, wie ihre Mutter Kaiserin Elisabeth
  • keine bekannt
  • führte Tagebuch (dort Eintragungen)
20.
Baron Slatin
Beamter, Mitlgied der Hofkommission
  • Als Mitglied der Hofkommission ist er im Sterbezimmer, sichtet die Leichen, findet die Abschiedsbriefe, bringt Nachricht nach Wien und ist anschließend an der Überführung von Marys Leiche beteiligt
  • Gedenkschrift Inhalt identisch mit dem Krauss-Akt: Selbstmord
21. -26.
Hofkommission
Rudolf Kubasek 
Nikolaus Poliakovits,
Karl Schultes-Felzdorf
Burgpfarrer Mayer, 
Ferdinand Kirschner
Klaudy 
  • Sind im Sterbezimmer, sichten die Leichen, finden Abschiedsbriefe (wissen aber  nicht den Inhalt)
  • keine bekannt
27.
Ferdinand Gorup
(Polizist)
  • Zusammen mit Habrda an der Überführung von Marys Leiche beteiligt.
  • War im Sterbezimmer
  • behauptet die Leiche von Rudolf gesehen  zu haben (diese ist aber schon längst überführt) und einen Abschiedsbrief kopiert zu haben
28..
Johann Habrda
(Polizist)
  • Siehe Gorup
  • keine bekannt
  • Aufzeichnungen von ihm wurden nach 1945 vernichtet
29.
Josef Wysloudzil
(Polizist)
  • Ist an der Überführung von Marys Leiche beteiligt. Kontaktmann zu Oser und Dr. Managetta. 
  • War nicht im Schloss Mayerling. 
  • keine bekannt
30. und 31.
Graf Szécsén (Oberhofmarschall)
Fürst Hohenlohe (Oberhofmeister des Kaisers) 
  • Bekommen von Baron Slatin den Bericht über den Selbstmord und dass Mary Vetsera bei Rudolf ist
  • keine bekannt
32.
Oser (Bezirkshauptmann)
Dr. Albert Managetta (Aktuar)
  • Sind eingeweiht, dass es eine zweite Leiche gibt. 
  • Über Umstände und Todesursache wissen diese jedoch nichts
  • keine bekannt
Dies sind alle Personen die direkt über die Geschehnisse der Mayerlingtragödie etwas genauer Bescheid gewusst haben. Wissen haben oder wirkliche Schlüsse auf das Geschehen ziehen, können nur (zum Teil) die im Schloss Mayerling selbst anwendenden Personen und die Mitglieder der Hofkommission. 
Sämtliche andere Beteiligte wie Totengräber, Bedienstete (vielleicht noch mit Ausnahme des Torhüters Zwerger) dürften eher nur Gerüchte verbreitet, als tatsächlich etwas gewusst haben.
 

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