Umfassender Bericht: Die Mayerling-Affäre


26. Januar 1889:
Baronin Helene Vetsera schöpft Verdacht, dass ihre 17-jährige Tochter Mary ein Verhältnis mit dem verheirateten Kronprinzen Rudolf hat. Sie hat sich in der letzten Zeit seltsam verhalten. Marys Anstandsdame gesteht dass Mary bei einer Wahrsagerin war und ein teures Zigarettenetui gekauft habe.  Helene lässt die Kassette von Mary öffnen, in denen sie ihre Geheimnisse aufbewahrt. Inhalt sind Fotos des Kronprinzen, ein Testament von Mary, ausgestellt am 18. Januar 1889 und ein Zigarettenetui mit Rudolfs Namenszug.
Wegen der anschließenden Auseinandersetzung flüchtet Mary ins Grandhotel zur Gräfin Larisch. Die Gräfin hilft Mary in dem sie der Mutter erklärt, die Zigarettentasche habe sie vom Kronprinzen bekommen und an Mary weitergeschenkt. Die zweite Tasche, ein Gegengeschenk Marys an Rudolf (mit der Gravierung: "13. Jänner Dank dem Schicksal" verspricht die Gräfin auf ihren Namen umschreiben zu lassen.

Kronprinz Rudolf hat an diesem Tag eine Audienz bei seinem Vater Kaiser Franz Joseph, welche mit einer erregten Auseinandersetzung endet. 

27. Januar 1889:
Rudolf besucht die Gräfin Larisch vormittags im Grandhotel. Hier wird beschlossen, dass die Gräfin Mary am nächsten Tag zu Rudolf in die Hofburg bringen soll. Mary hat die Erlaubnis von ihrer Mutter bekommen, die Gräfin am Nachmittag zu besuchen. Möglicherweise trifft sie sich bei dieser Gelegenheit mit Rudolf im Prater. Am Abend findet eine  Soiree (Ball) in der Deutschen Botschaft wegen dem Geburtstages von Kaiser Wilhelm II statt. Rudolf ist mit seiner Frau anwesend. Mary ebenfalls. Die Nacht verbringt Rudolf allerdings mit Mizzi Kaspar.

28. Januar 1889:
Die Gräfin Larisch holt gegen 10 Uhr vormittags Mary im Vetsera-Palais ab. Sie sagen der Mutter sie wollen das Zigarettenetui beim Galanteriewarenladen Rodeck auf den Namen der Gräfin umschreiben lassen. Zuerst fahren Sie jedoch in ein Wäschegeschäft, wo sie kurz einkaufen, dann zur Hofburg. Durch die Eisentür bei der Augustinerrampe, geheime Gänge, ein Dach und durch ein Fenster gelangen sie in die Apartments des Kronprinzen. Rudolf bittet die Gräfin zu warten, da er mit Mary alleine sprechen will. Mary geht aber sofort den selben abenteuerlichen Weg zurück und steigt in den bereitstehenden Wagen von Bratfisch, der sie in Rudolfs Jagdschloss nach Mayerling bringen soll. 

Rudolf kommt von der Besprechung mit Mary alleine zur Gräfin Larisch zurück. Diese gerät in Panik und fühlt sich getäuscht. Rudolf schlägt ihr vor im Hause Vetsera zu erzählen Mary sei geflohen und gibt ihr 500 Gulden um den wartenden Fiaker zu bestechen. Marie Larisch verlässt die Hofburg und tut wie befohlen: sie besticht den Fiaker und führt bei den Vetseras die Komödie mit der angeblichen Flucht von Mary vor Rodeck am Kohlmarkt auf. Nach dem Versera-Palais begibt sie sich jedoch ins Polizeipräsidium zum Polizeipräsidenten Baron Krauss um Marys Verschwinden mitzuteilen.

Kronprinz Rudolf hat mittlerweile Wien in einem Einspänner, selbst kutschierend aber in Begleitung eines Kutschers verlassen. Auf halben Weg nach Mayerling beim Ausfluglokal "Roter Stadel" schickt er seinen Kutscher nach Wien zurück. Dort trifft er mit Bratfisch und Mary zusammen (13:00). Zu dritt fahren sie recht umständlich nach Mayerling, um dort nicht zu früh (also im Hellen) einzutreffen. Gegen 15:30 kommt Rudolf alleine und zu Fuß im Mayerlinger Schloss an. Er ist schon etwas früher ausgestiegen. Eine Stunde später führt Bratfisch Mary heimlich zum Schloss.

29. Januar 1889:
Graf Hoyos und Prinz Coburg kommen kurz nach 8 Uhr in Mayerling an. Sie wurden vom Kronprinzen zur Jagd geladen. Rudolf nimmt mit ihnen das Frühstück ein und entschuldigt sich, da er wegen einer Erkältung an der Jagd nicht teilnehmen kann. Gegen 13:30 ist Prinz Coburg schon wieder zurück von der Jagd, weil er am Abend wegen eines wichtigen Familiendinners in der Hofburg erwartet wird. Das Dinner ist das Verlobungsdinner von Rudolfs Schwester Valerie und Rudolf wird dort ebenfalls erwartet. Es soll zugleich eine Versöhnung zwischen den Kaiser und Rudolf sein. Coburg nimmt noch den Tee mit Rudolf ein. Rudolf lässt sich für das Familiendinner entschuldigen und Coburg fährt alleine nach Wien. Rudolf verschickt an diesem Tag für 2 Personen Einladungen für den 31. Januar und befiehlt Bratfisch für den nächsten Morgen um 8 Uhr einzuspannen. Um 19:00 Uhr isst der Kronprinz mit Hoyos alleine zu Abend. Gegen 21 Uhr zieht sich der Kronprinz alleine zurück und Hoyos geht in seine Wohnung außerhalb des Jagdschlosses. Von der Anwesenheit Marys wussten weder Graf Hoyos und Prinz Coburg.

In Wien laufen derzeit Vorbereitungen für den nächsten Tag an. Der Polizeipräsident Krauss beordert einen Agenten nach Mayerling. Alle Aktivitäten waren bisher unterlassen worden, weil man zu dem wichtigen Familiendinner fest mit der Rückkehr des Kronprinzen rechnete. Weil die Gräfin Larisch nicht länger verheimlichte das Mary beim Kronprinzen in Mayerling ist, fährt auch einer der Onkels Marys nach Mayerling um die vermißte Nichte zurück nach Hause zu holen. 

30. Januar 1889
Diener Loschek hat den Auftrag den Kronprinzen gegen 7:30 Uhr zu wecken und für die selbe Stunde ein Frühstück, sowie Bratfisch mit seinen Wagen zu bestellen. Hoyos sagt später aus, er sei von Loschek vor 8 Uhr gerufen worden, da der Kronprinz nicht zu wecken und die Türe zum Schlafzimmer verschlossen ist. Prinz Coburg trifft um 8:10 wieder von Wien aus ein und es wird beschlossen, dass Loschek die Tür aufbrechen soll. Er findet Mary und Rudolf auf dem Bett liegend und konstatiert den Tod.  Graf Hoyos bringt diese schreckliche Nachricht sofort nach Wien: er fährt mit Bratfisch nach Baden, lässt dort vom Stationsvorstand den nächsten Zug anhalten, angeblich mit der Begründung: "Der Kronprinz habe sich erschossen".  Dem Hof überbrachte er jedoch die Todesnachricht mit der Angabe Rudolf sei durch Mary vergiftet worden. In Wien wurde offiziell Herzschlag als Todesursache angegeben. Erst 24 Stunden später erfuhr der Kaiser die näheren Umstände der Tragödie. Rudolfs Leichnam wurde am Abend noch nach Wien gebracht. Über der Anwesenheit der zweiten Leiche schweigt man eisig. Der Hof gab nie zu, dass der Kronprinz Mary mit in den Tod genommen hat, wie im offiziellen Untersuchungsprotokoll festgestellt wurde. 

31. Januar 1889
Erst  als Rudolfs Leiche nach Wien überführt worden war untersuchte Rudolfs Leibarzt Dr. Auchtentaler am späten Nachmittag Marys Leiche.  Man hatte sie unter unwürdigen Verhältnissen versteckt gehalten. Dr. Auchtentaler konstatiert Selbstmord, weil sonst die sofortige stille Bestattung nach dem Gesetz nicht möglich gewesen wäre. Graf Stockau teilt der Baronin Vetsera mit, dass der Befehl gegeben sei, Mary in Heiligenkreuz zu begraben und dass er als ihr Bevollmächtigter sie zu vertreten habe. Abends um halb 5 fahren Graf Stockau und Alexander Baltazzi nach Mayerling. Die beiden Onkel Marys müssen die Identifizierung der Leiche ihrer Nichte bestätigen und mit dem Gutachten Dr. Auchtentaler (Selbstmord) einverstanden sein. Um Aufsehen zu vermeiden wird die vollständig bekleidete Leiche in eine Kutsche gesetzt und von ihren beiden Onkeln in dieser Winternacht mit Sturm und vereisten Wegen nach Heiligenkreuz überführt.  Spät in der Nacht kommen sie dort an. Die Leiche wird in der Totenkammer auf Hobelspänen in einen Sarg gebettet und bewacht. 

1. Februar 1889
Wegen des schlechten Wetters wurde der Totengräber erst gegen 9 Uhr mit dem Grab fertig. Anwesend beim Begräbnis sind 2 Polizisten und die beiden Onkel. Der Prior vom Stift Heiligenkreuz segnet Mary im offenen Sarg in der Totenkammer ein. Schnell wird der Sarg geschlossen und der Erde übergeben. Einer der Polizisten telegraphiert um 10 Uhr dem Polizeipräsidenten: "Alles abgethan"

Nachgeschichte
Kronprinz Rudolf wurde am 5. Februar unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Am Sarge brach der sonst so beherrschte Kaiser zusammen.

Mitte März 1889 durfte erst Marys Mutter mit ihren Kindern  das Grab von Mary besuchen. Sie beschloss ihrer Tochter eine würdevolle Ruhestätte zu geben. Marys Schwester spendete die Gruft und die Mutter eine kleine Kapelle.

Das Jagdschloss Mayerling wurde vom Kaiser gekauft und in ein Sühnekloster umgewandelt. Dort beten heute noch Karmeliterinnen für die Seele Rudolfs.


 

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