Kronprinz
Rudolf an Sektionschef Szögyeni:
1 .Kodizil:
Sekt. Chef von Szögyeny-Marich soll die Güte haben, allein
gleich meinen Schreibtisch im Türkischen Zimmer in Wien aufzumachen.
Folgende Briefe wurden verschickt:
1. An Valerie
2. An meine Frau
3. An Baron Hirsch
4. An Mizzi Caspar
Was von Geld sich vorfindet, bitte ich alles Mizzi Caspar zu übergeben.
Mein Kammerdiener Loschek weiß ihre Adresse genau. Alle Briefe der
Gräfin Larisch Wallersee und der kleinen Vetsera an mich sind allsogleich
zu vernichten.
Mit den anderen Schriften kann Szögyeny nach Gutdünken handeln,
mit militärischen sich früher mit Oberstlieutnant Mayer ins Einvernehmen
setzen.
Rudolf
2. Abschiedsbrief in ungarischer
Sprache:
Lieber Szögyeny!
Ich muß sterben, das ist die einzige Art, zumindest wie ein Gentleman
diese Welt zu verlassen.
Haben Sie die Güte, meinen Schreibtisch hier in Wien im Türkischen
Zimmer, dort, wo wir in besseren Zeiten so oft zusammen saßen, aufzumachen
und die Papiere so zu behandeln, wie es in meinem letzten Willen - hier
beigeschlossen - aufgeschrrieben Herzlichst grüßend, und Ihnen
und unserem angebeteten ungarischen Vaterland alles Gute wünschend
bin ich Ihr
getreuer Rudolf (1)
Anmerkung:
(1) ohne
Datum
Kronprinz
Rudolf an Kronprinzessin Stephanie:
Liebe Stephanie!
Du bist von meiner Gegenwart und Plage befreit.
Werde glücklich auf Deine Art.
Sei gut für die arme Kleine, die das einzige ist, was von mir
übrig bleibt. Allen Bekannten (1),
besonders Bombelles, Spindler, Latour, Szögyeny (2),
Gisela, Leopold etc.etc. sage meine letzten Grüße.
Ich gehe ruhig in den Tod, der allein meinen guten Namen retten kann.
Dich herzlichst umarmend, Dein
Dich liebender
Rudolf (3)
Anmerkungen:
(1) Gisela und Leopold sind keine Bekannten,
sondern Verwandte
(2) an
Szögyeny wurde ebenfalls ein Abschiedsbrief geschrieben
(3) ohne Datum
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